Beschäftigungsgesellschaft bei Fujitsu ein Flop

Betriebsrat von Fujitsu täuscht Belegschaft über den Erfolg der Beschäftigungsgesellschaft

Anfang des Jahres verkündet unser Gesamtbetriebsrat (durch die örtlichen Betriebsräte) den Abschlussbericht der Transfergesellschaft (train):

„Nach Ende des Transferprozesses mit dem 30.11.2014 berichteten Vertreter 
der Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft TRAIN dem GBR über Verlauf 
und Ergebnis der Transfermaßnahmen. Es gab zwei Eintrittstermine in die 
Transfergesellschaft, den 01.09.2013 (293 Mitarbeiter) sowie den 01.12.2013 
mit 107 Mitarbeitern. 

Die ehemaligen Kollegen wurden an 29 Orten von insgesamt 45 Beratern betreut. 
Die anfängliche Orientierungsphase in der train wurde von den Teilnehmern 
als gut bewertet. Das anschließende Coaching wurde von den Teilnehmern 
ebenfalls positiv bewertet. 

Leider wurden nur 71% des Qualifizierungsbudgets genutzt, der überwiegende 
Anteil für EDV-Qualifizierungen (43%), gefolgt von Maßnahmen zur Entwicklung 
von Soft Skills (16%) und Sprachen (15%). 

60% der Teilnehmer waren bei Eintritt über 50 Jahre alt, davon waren 17% älter 
als 60 Jahre. Insgesamt 39% waren weiblich und somit 61% männlich. 

In Summe konnten 174 ehemalige Kollegen in ein neues Arbeitsverhältnis vermittelt werden.

Von der Gesamtsumme von 400 ehemaligen Kollegen sind zwischenzeitlich einige 
erkrankt, einige sind in Rente gegangen oder dauerhaft erwerbsunfähig geworden. 
Daraus ergibt sich eine Gesamtintegrationsquote in den Arbeitsmarkt von 61%. 

Dieser Wert ist deutlich besser als noch vor einigen Monaten angenommen, 
aber deutlich geringer als vor Beginn der Maßnahme prognostiziert wurde.“

Da fragt sich die Belegschaft von Fujitsu:

Warum beschönigt unser Betriebsrat das in Wahrheit sehr schlechte Ergebnis der BQG (Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft) und behauptet, 61% wären in den Arbeitsmarkt integriert worden?

Diese Vermittlungsquote von 61% mag aus Sicht der Gesellschaft TRAIN nach Schönrechnerei vielleicht stimmen, aber warum gibt der GBR das unkommentiert an die Belegschaft weiter? Der GBR sollte nicht Sprachrohr von TRAIN sein sondern die Interessen der Belegschaft vertreten!

Aus Sicht der Belegschaft stellt sich das Ergebnis der BQG so dar, dass insgesamt 400 Kollegen und Kolleginnen in diese BQG eingetreten sind und nur 174 von ihnen wurden vermittelt.

Die Gesamtintegrationsquote in den Arbeitsmarkt beträgt also nur 43%!

(oder seit wann zählen nicht vermittelte Kranke, Rentner und Erwerbsunfähige als im Arbeitsmarkt integriert?)

Wie viele von diesen 43% auch die Probezeit im neuen Arbeitsverhältnis überstehen oder wie lange deren selbständige Tätigkeit wirtschaftlich tragfähig ist wissen wir nicht.

Das während der BQG-Zeit einige (nach den Zahlen des GBR müssen das immerhin 70 Kollegen und Kolleginnen sein!) erkrankt oder dauerhaft erwerbsunfähig geworden sind (vielleicht sogar als Folge der Drangsalierungen durch das Management von Fujitsu in die BQG einzutreten oder wegen der Hoffnungslosigkeit auf einen neuen Job durch die BQG?) darf doch nicht als Erfolg der BQG gewertet werden.
Und ob diejenigen, die frühzeitig in Rente gegangen sind das auch getan hätten, wären sie nicht aus Fujitsu heraus gedrängt worden, wissen wir auch nicht, darf aber ebenfalls nicht als Erfolg der BQG gewertet werden.

Wenn nur 71% des Qualifizierungsbudgets genutzt wurden, warum wurden die restlichen Geldmittel nicht zur Verlängerung der BQG genutzt?

Wie hoch war dieses Qualifizierungsbudget und wo bleibt das restliche Geld?

Laut Sozialplan 2.II.10 stellte Fujitsu für Qualifizierungsmaßnahmen pro Mitarbeiter 1500 Euro zur Verfügung als personenungebundene Pauschale. Bei 400 Mitarbeitern sind das insgesamt 600000 Euro. Ob weitere Gelder, zum Beispiel von der BA (Bundesagentur für Arbeit), dazugekommen sind, wissen wir nicht.
Falls die Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft die übrig gebliebenen 29% der Gelder, das sind mindestens 174000 Euro, behalten darf: welchen Ansporn sollte die Gesellschaft gehabt haben, sämtliche Gelder zur Qualifizierung unserer ehemaligen Kollegen und Kolleginnen zu nutzen?

Eine Verlängerung der BQG hätte durchaus im Sozialplan vereinbart werden können, ein Beispiel dafür ist hier zu finden

Kann unser Betriebsrat nicht rechnen?

43% + 16% + 15% = 74%, und nicht 71%, so wie vom BR verkündet.
Welche Zahlen sind nun richtig?

Was war Grundlage für die besser angenommen Prognose zu Beginn der BQG?

Hat der Betriebsrat selbst mit Teilnehmern in der BQG gesprochen?

Erfahrungen anderer Teilnehmer in BQGs waren nicht so positiv.

Bereits Mitte 2014 berichtete uns der Gesamtbetriebsrat:

„Bericht von der Transfer- und Integrations GmbH(Train) 
Als Folge des Jupiter-Programms sind ca. 400 ehemalige Mitarbeiter 
in der Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft beschäftigt. 
64 Mitarbeiter konnten aktuell wieder in eine neue Beschäftigung vermittelt 
werden. Aus Sicht des GBR’s ist diese Quote unbefriedigend.“

Da fragt sich die Belegschaft von Fujitsu:

  • Wenn bereits Mitte 2014 bekannt war, dass der Erfolg der BQG unbefriedigend ist, warum haben unsere Betriebsräte nicht auf eine Verlängerung der BQG gedrängt?
  • Seltsam: kurz vor dem Ende der BQG für den größten Anteil der Mitarbeiter (293) zum 31.8.2014 waren erst 64 Mitarbeiter vermittelt; dann plötzlich dieser „Vermittlungsendspurt“ von weiteren 110 Mitarbeitern!
    Wie ist das zu erklären?
  • Warum ist die Möglichkeit einer Verlängerung der BQG nicht bereits im Sozialplan vereinbart worden?

Unser Fazit zum Massenentlassungsprogramm JUPITER:

Das Management von Fujitsu hat sein Ziel erreicht, möglichst geräuschlos nahezu 20% der Belegschaft von der Payroll zu entfernen. Der (Gesamt)Betriebsrat hat sich mal wieder als unkritischer Erfüllungsgehilfe des Managements herausgestellt und geholfen, dessen Ziele gegen die Interessen seiner Wähler durchzusetzen.

Getreu dem Motto: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“ hat es unser Betriebsrat dem Management von Fujitsu von Anfang an leicht gemacht, dessen Interessen gegenüber der Belegschaft durchzusetzen:

Anstatt Verhandlungen über angeblich notwendige Betriebsänderungen in jedem Betrieb zu führen und damit das Beste für jeden einzelnen Betrieb herauszuholen, machten es sich die gleichgeschalteten Betriebsräte der einzelnen Betriebe einfach und beauftragten den Gesamtbetriebsrat zu Gesamtverhandlungen.

Warum wählen wir eigentlich noch Betriebsräte zur Vertretung unserer Interessen, wenn diese gewählten Betriebsräte im Ernstfall ihre Verantwortung abgeben?

Die „Verhandlungen“ zu JUPITER führte dann das Management von Fujitsu mit ihnen schon aus anderen „Verhandlungen“ alt bekannten Gesichtern, aus einem Gremium (Gesamtbetriebsrat), das wir nicht direkt gewählt haben.

Über das Ergebnis dieser „Verhandlungen“ haben wir hier berichtet.

Mit dem Argument der schlechten wirtschaftlichen Lage des Unternehmens Fujitsu erpresste das Management sogar einen neuen (natürlich für Fujitsu billigeren) Sozialplan unseren „Interessenvertretern“ vom Gesamtbetriebsrat ab.

Pikant: wie sich später herausstellte, führte das gleiche „arme“ Unternehmen Fujitsu etwa Zeitgleich Verhandlungen mit IBM und bot mehrere Milliarden Dollar für dessen Serversparte!

Auch vor geheimen Vereinbarungen mit dem Arbeitgeber schreckt unser Betriebsrat nicht zurück: so haben wir bereits hier in unserem Blog nach dem Inhalt des 1. Nachtrag zum JUPITER Sozialplan gefragt, leider ohne bis heute eine Antwort zu erhalten.

Das auch unser Arbeitgeber uns nicht über den Inhalt dieses 1. Nachtrags informiert, wundert uns nicht: die immer wieder angekündigte Offenheit und Transparenz des Managements gegenüber der Belegschaft gibt es nur in deren Sonntagsreden, das sind wir schon so gewohnt.

Einige Betriebsräte verstehen anscheinend die im Betriebsverfassungsgesetz geforderte vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber nicht richtig:

Vertrauensvoll heißt nicht Vertrauensselig und auch nicht Harmonisch.

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